(Montel) Ein zentrales Gasleitungsprojekt wartet weiter auf die Finanzierungsfreigabe aus Wien, sagte ein Sprecher des Netzbetreibers Gas Connect Austria zu Montel. Zwischen Österreichs Finanz- und Energieministerium gibt es offene Zuständigkeitsfragen.
Die Finanzierungsfreigabe für das auf 200 Mio. EUR geschätzte Projekt sei aufgrund seiner Komplexität noch nicht erfolgt. Grundsätzlich sei das Unternehmen bereit, mit den Arbeiten zu beginnen, könne aber finanziell nicht in Vorleistung treten, sagte Teichert.
Zuständigkeitsfragen
Allerdings ist nicht klar, welche politische Instanz letztendlich das Geld für die Erweiterung freigeben muss. Das von den Grünen geführte Energieministerium sah auf Montel-Anfrage das Finanzministerium in der Verantwortung für die Investitionsfreigabe.
Das ÖVP-geführte Finanzministerium verwies am Donnerstag auf Anfrage wiederum auf die Zuständigkeit des Energieministeriums. Gas Connect Austria rechne mit einer Finanzierungsfreigabe „in den nächsten Wochen“, sagte Teichert.
Umgekehrte Flüsse
Die Leitung wurde für den Gastransport von Osten nach Westen konzipiert und 1980 in Betrieb genommen, der bis zum Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine stark durch russisches Gas geprägt war.
Mit Beginn des Krieges und den schrittweise sinkenden russischen Gaslieferungen nach Europa hätten sich die Flüsse allerdings umgekehrt. Da die Leitungskapazität in umgekehrter Richtung sinkt, ist der Ausbau der Leitung laut Gas Connect Austria allerdings dringend notwendig.
Im Juli bezog Österreich noch 66% seines Gases aus Russland, vor Kriegsbeginn waren es 79%. Bis 2027 will das Land unabhängig von russischem Gas werden.
Ende 2024 laufen die Transitverträge für Gas zwischen der Ukraine und Russland aus, die zuletzt noch immer in einem deutlich verringerten Umfang bedient wurden. Mit ihrem Wegfall drohe in der osteuropäischen Region ein Gasmangel, so der Netzbetreiber.
Von West nach Ost
Große Unternehmen wie der Öl- und Gaskonzern OMV hatten in der Krise mit zusätzlichen Kapazitätsbuchungen reagiert, um beispielsweise eingekaufte LNG-Mengen nach Österreich bringen zu können und damit die geringeren Gaslieferungen aus Russland auszugleichen.
Dazu zählten auch Buchungen in Oberkappel an der Grenze zu Deutschland. Hier solle der Ausbau der West-Austria-Gasleitung auf einem ersten Abschnitt über 40 km bis Bad Leonfelden erfolgen, so die Projektwebseite.
Mit dem Ausbau soll die Transportkapazität aus Deutschland an den Grenzpunkten Oberkappel und Überackern zusammen um 27 TWh (2,5 Mrd. Kubikmeter) pro Jahr wachsen, was einem Anstieg um 30% entspricht.
Perspektivisch soll damit zudem der Transport von Wasserstoff ermöglicht werden.
Österreichs Gasverbrauch liegt normalerweise bei etwa 90-100 TWh pro Jahr.