(Montel) Der österreichische Verbund geht gegen ein Urteil des Handelsgerichts Wien zur Strompreisbildung am Endkundenmarkt in Berufung, sagte der Verbund-Vorstandsvorsitzende Michael Strugl am Donnerstag.
Das Handelsgericht Wien hatte eine Strompreiserhöhung für Endkunden des Verbunds im Mai 2022 gekippt, die das Unternehmen mit einer Preisanpassungsklausel begründet hatte. Diese wiederum basierte auf dem österreichischen Strompreisindex, der die Börsenpreise abbildet.
Geklagt hatte der Verein für Konsumenteninformation, der den Börsenpreisindex angesichts der Wasserkraft-Stromproduktion des Verbunds nicht als angemessenen Maßstab für die Endkundenpreisbildung des Unternehmens betrachtete.
Experten äußerten gegenüber Montel die Erwartung, dass sich die Strompreisbildung für Endkunden in Österreich auch weiterhin an den Börsenpreisen anlehnen müsse.
Strugl verwies in der Pressekonferenz auf die nötigen Zukäufe am Großhandelsmarkt und die für Österreich nötigen Stromimporte aus dem Ausland, die sich 2022 auf 12% des Bedarfs summiert hätten.
„Man kann nicht so tun, als könnte man alles allein entscheiden“, sagte Strugl, ohne auf das Urteil im Detail einzugehen.
Der Verbund habe die Preiserhöhungen auf den Großhandelsmärkten nicht in vollem Umfang und zeitlich verzögert weitergegeben, so Strugl. Genauso werde es jetzt bei den jetzt wieder sinkenden Großhandelspreisen sein.
Allerdings bleibe abzuwarten, ob die Gaspreise nicht wieder anzögen, wenn etwa China nach den Corona-Einschränkungen wieder mehr importiere.
Rückzug vom Endkundenmarkt?
Für die Endkundenpreisbildung seien nun die Gerichte am Zug, danach gebe es wieder die Möglichkeit zu planen, sagte Strugl.
Er führte aus, dass der Verbund eine Rechtslage, in der bei der Endkundenpreisbildung zwischen Erzeugern und reinen Händlern unterschieden werde, als diskriminierend ansehe.
Wenn sich diese Rechtsauffassung durchsetzt, schloss er einen Rückzug vom österreichischen Endkundenmarkt nicht aus.
„Wir wollen natürlich Endkunden in Österreich versorgen, wir sehen das auch als eine wesentliche Aufgabe, aber es kommt auch sehr darauf an, wie die Rahmenbedingungen jetzt definiert werden und ob es sozusagen ein Level-Playing-Field gibt“, so Strugl.
Eine Entscheidung sei bislang noch nicht gefallen, weil noch unklar sei, welche Rechtsmeinung sich durchsetzen werde, ergänzte der Verbund-Chef.
Der Verbund lieferte im Jahr 2022 insgesamt 14,4 TWh Strom an Endkunden, 1,3% mehr als im Vorjahr. Das Unternehmen hatte dabei zum Jahresende 2022 rund 452.000 Endkunden im Stromsegment Haushalte, Landwirtschaft und Gewerbe. Der Marktanteil bei Haushaltskunden in Österreich lag bei 8%
Der Verbund hatte am Morgen eine Ergebnisverdopplung auf 2,6 Mrd. EUR vermeldet und hat einen großen Teil seiner erwarteten Stromproduktion für dieses Jahr bereits am Terminmarkt abgesichert.x
Der Beitrag von 10:00 Uhr wurde mit Aussagen des Verbund-Chefs zum Verbleib des Unternehmens in Endkundenmarkt ergänzt.