(Montel) Europas erhöhter Bedarf an Flüssigerdgas (LNG) wird in den nächsten zwei Jahren wahrscheinlich zu einem verstärkten Wettbewerb mit Asien führen, teilte der Energieriese Shell am Donnerstag mit.
Shell wies darauf hin, dass Europa angesichts des russischen Einmarsches in der Ukraine auf LNG als Ersatz für russisches Gas umgestiegen sei, wobei die europäischen Länder, inklusive Großbritannien, im Jahr 2022 eine Rekordmenge von 121 Mio. t (165 Mrd. Kubikmeter) LNG importierten.
„Dies ist ein Anstieg von 60% gegenüber 2021, der es ermöglichte, den Einbruch der russischen Gasimporte über Pipelines zu überstehen“, so der Bericht.
Europa wurde im vergangenen Jahr auch durch einen Rückgang der chinesischen LNG-Importe um 15 Mio. t und geringere Einfuhren durch südasiatische Abnehmer begünstigt. Sobald die Nachfrage in Asien jedoch wieder steigt, könnte ein Wettbewerb um jede verfügbare Ladung mit Europa beginnen.
Um Versorgungsengpässe in den kommenden Jahren zu vermeiden, sei es daher für Europa von entscheidender Bedeutung, in die LNG-Infrastruktur zu investieren und mehr langfristige Verträge zu unterzeichnen, so Shell.
„Weitreichende Auswirkungen“
„Der Krieg in der Ukraine hatte weitreichende Auswirkungen auf die Energiesicherheit in der ganzen Welt und verursachte strukturelle Veränderungen auf dem Markt, die sich langfristig auf die globale LNG-Industrie auswirken dürften“, sagte Steve Hill, Vizepräsident für Energiemarketing bei Shell.
„Das hat auch die Notwendigkeit eines strategischeren Ansatzes – durch längerfristige Verträge – unterstrichen, um eine verlässliche Versorgung zu sichern und sich nicht von Preisspitzen abhängig zu machen.“
Der Rückgang der russischen Pipeline-Gasströme habe zu „beispiellosen politischen und regulatorischen Eingriffen“ geführt, da die Regierungen in Europa unter anderem LNG-Importen Vorrang einräumten und rasch neue Importterminals entwickelten.
Um eine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage in den späten 20er Jahren zu vermeiden, seien mehr Investitionen in Verflüssigungsprojekte notwendig, hieß es.
„Diverse neue Technologien zur Verringerung der Emissionen von Gas- und LNG-Lieferketten werden dazu beitragen, die Rolle von LNG in der Energiewende zu festigen“, schrieb der Konzern.
Außerdem konzentriere sich die Industrie zunehmend auf die Entwicklung und den Einsatz von CO2-armen Gasen – einschließlich erneuerbarem Erdgas, synthetischem Erdgas, Wasserstoff und Ammoniak –, um in Zukunft eine nachhaltigere Energieversorgung zu gewährleisten, so der Bericht.