(Montel) Die Bundesregierung will noch in diesem Jahr „große Kapazitäten“ an Gaskraftwerken ausschreiben, kündigte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Donnerstagabend beim Energiedialog des Bundesverbands Erneuerbare Energien (BEE) an.
„Wir müssen jetzt anfangen, […] die Kraftwerke jetzt schon auszuschreiben“, sagte Habeck. „Das werden wir in diesem Jahr machen, wir werden große Kapazitäten ausschreiben“, so der Minister.
„Im Grunde ist es doch offensichtlich: Die Kapazitäten, die wir heute benötigen, um bei schwacher Windleistung und keiner Sonnenleistung die Energie zu sichern, die müssen auf Basis von molekülgetriebenen Kraftwerken – kurze Zeit noch Gas, möglichst schnell dann Wasserstoff – schnell errichtet werden“, ergänzte er.
Für den Bau müssten die richtigen Standorte noch identifiziert werden, was fünf bis sieben Jahre in Anspruch nehmen könne. An dem dringenden Bedarf bestehe aber kein Zweifel.
„Wir haben das Jahr 2023. Wenn wir die [Gaskraftwerke] 2030 am Start haben wollen, oder jedenfalls einen großen Teil, müssen wir sie jetzt ausschreiben“, so Habeck.
Das Stromsystem könne damit „selbstverständlich“ sicher funktionieren.
Die installierte Erzeugungsleistung im Bereich Gas liegt laut Daten der Bundesnetzagentur derzeit bei 33,2 GW. Hinzu kommen derzeit noch 35,8 GW an Stein- und Braunkohle, die aber schrittweise bis spätestens 2038 abgeschaltet werden sollen. Die Grünen wünschen bereits einen Ausstieg im Jahr 2030.
„Stick to the plan“
Bei der Dialogveranstaltung des BEE, des Dachverbands der Erneuerbaren-Fachverbände in Deutschland, forderte Habeck zudem politische Geschlossenheit und Disziplin.
Die Regierung müsse sich an den Plan zur Klimaneutralität im Jahr 2045 halten, den die Vorgängerregierung aus CDU/CSU und SPD beschlossen habe.
„Stick to the plan, Disziplin, politische Disziplin und dann volle Kraft nach vorne“, forderte Habeck.
Mit dem Beschluss zur Klimaneutralität könne die Ampelkoalition aus SPD, Grüne und FDP „den Turbo anwerfen“, um die gesetzten Ziele auch zu erreichen.
Das bedeute auch, dass diese Pläne nicht permanent in Frage gestellt werden dürften, sonst werde es nicht zu den Investitionen in diesen Bereichen kommen.
Zuletzt gab es Streit um das geplante Aus für die letzten drei Kernreaktoren (4,1 GW) in Deutschland, die derzeit mit einer Ausnahmegenehmigung noch bis Mitte April betrieben werden dürfen. Spitzenpolitiker der FDP forderten mehrfach, den Betrieb zu verlängern. SPD und Grüne lehnten dies zuletzt immer wieder ab.
Die politischen Ziele könnten nur mit einem schnelleren Hochlauf der Erneuerbaren erreicht werden, sagte Habeck am Donnerstag.
Daneben verwies Habeck auf die Wichtigkeit des beschleunigten Netzausbaus. „Wir müssen, wenn wir den Strom produzieren, ihn gut verteilen können und mit gleicher Geschwindigkeit müssen die Netze ausgebaut werden – [auch die Verteilnetze]“, sagte er.