(Montel) Frankreich hat seine Position als führender europäischer Stromexporteur in der ersten Jahreshälfte zurückgewonnen, nachdem sich die Atomstromerzeugung von den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie erholt hat, teilte das Datenanalyseunternehmen EnAppSys am späten Montag mit.
Die französischen Nettoexporte beliefen sich im ersten Halbjahr 2021 auf insgesamt 21 TWh und gingen hauptsächlich nach Großbritannien (8,6 TWh) und Italien (7,2 TWh), zeigten die Daten.
Das Land war jahrzehntelang Europas größter Netto-Stromexporteur, wurde aber 2020 von Norwegen verdrängt, nachdem die Atomstromproduktion im Zuge des Nachfrageeinbruchs während der Coronavirus-Pandemie um 12 % im Vergleich zum Vorjahr gesunken war.
Allerdings habe sich die Stromnachfrage im Land noch nicht auf das Niveau von vor der Pandemie erholt, was die verfügbaren Exporte ankurbele, sagte Jean-Paul Harreman, CEO von EnAppSys.
CO2-Preisanstieg
Der Studie zufolge haben auch die gestiegenen Preise auf dem europäischen CO2-Markt dazu beigetragen, die französischen Exporte zu erhöhen.
Die EUA-Preise hätten sich in den ersten sechs Monaten fast verdoppelt und seien auf knapp 60 EUR/t gestiegen, was den Strom aus fossilen Brennstoffen im Vergleich zu Frankreichs Atomstrom teurer mache.
„Bei höheren CO2-Preisen neigen die Nachbarländer dazu, mehr französischen Strom zu importieren, da dieser CO2-arm ist“, sagte Harreman.
Die französischen Exporte sollten auch in den nächsten Monaten hoch bleiben, so seine Einschätzung.
Deutschland exportierte in den ersten sechs Monaten des Jahres nur 6,1 TWh mehr als es importierte, zeigten die Daten.
Hier hatte die Verstromung von fossilen Brennstoffen im ersten Halbjahr trotz der hohen CO2-Preise stark zugelegt und fing damit einen Rückgang in der Erneuerbaren-Produktion und eine höhere Nachfrage ab.
So war beispielsweise die Erzeugung der RWE-Braunkohlekraftwerke in der ersten Jahreshälfte aufgrund verbesserter Marktbedingungen um 50% gestiegen, hatte Montel am Montag berichtet.
Schweden war im Zeitraum Januar bis Juni mit 11,4 TWh der zweitgrößte Nettoexporteur in Europa, Norwegen lag mit 6,6 TWh an dritter Stelle, so die Studie.
Italien blieb mit 19,8 TWh der größte Nettoimporteur und importierte 9 TWh aus der Schweiz und 7,3 TWh aus Frankreich.